1. |
Oskorei
03:41
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In den Zwölften, tief im Winterwald,
zog der Wode in feurigem Schein.
Es erklang dumpfer Hörnerschall,
wo's in Wipfeln kracht und knallt!
Durch dunkle Gassen und off'nes Tor
zogen Reiter in niedrigen Wolken.
Es lag die Stadt in stiller Furcht
als fern her drangen Tosen und Klagen!
Kaltes Feuer, schwarzer Mond,
Rabengott erhaben thront.
Lautes Schweigen, stummer Schrei,
Seelen wandern – Oskorei
Vor trübem Auge fällt die Welt,
wo Dunkelheit die Nacht umhüllt.
Wenn kalt der letzte Atem weht,
zieht der Geist zu Pferde mit!
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2. |
Hermodrs Helritt
05:57
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[Erzähler:]
Nach des Lichtgotts Tode herrschte Trauer im weiten Reich der Asen.
Dunkel war'n die Nächte und schwer war Friggs Herz.
Odins Braut – in Seelenpein – schickte Hermodr aus,
den lichten Sohn zu entlösen aus den Fängen Hels.
So ritt er auf Sleipnir gen Norden,
wie ein Sturmwind zog er durchs Land.
Neun Tage und neun Nächte durchschritt er schaurige Klüfte,
sah schattige Täler und karges Land bis er den Fluss erreicht'.
Auf der Schwelle von Leben und Tod, am Rand der Reiche,
stand auf der goldenen Gjallarbrú die Kampfmüde...
[Modgud:]
"So tritt ein, Bruder des Lichts,
und trage vor dein Begehr..."
[Erzähler:]
Da forderte Hermodr den Bruder ein,
doch Helja gab den Lichtgott nicht preis.
Müde und bleich erhob sie sich
und sprach die Bedingung mit eisiger Stimme.
[Hel:]
"Niemand der je von meinem dunklen Met gekostet,
wird verlassen mein Reich, so steht es geschrieben.
Doch wird mir bewiesen, dass neun Welten trauern
um den lichten Gott und kein Auge bleibt trocken,
so geb' ich ihn frei! Er wird verlassen mein Reichund die Welten erlangen das Licht zurück."
[Thökk:]
"Keine Träne wird je meine Augen verlassen.
Was kümmert mich Balder und was eure Not?
Er war nie von Nutzen, weder lebend noch tot,
behalte die Hel, was sie sich geholt!"
[Erzähler:]
So blieb der Lichtgott im fernen Helheim
und kehrte nicht ins Leben zurück.
Laufeys Spross nahm den Welten das Licht,
brachte Schwertzeit, Beilzeit, Windzeit und Wolfszeit!
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3. |
Nebelwald
07:49
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Dichter Nebel umhüllte die Wipfel uralter Bäume,
ein Relikt aus längst vergessenen Tagen,
stieg auf vom Grund, gespenstisch wabernd,
wo tief im schaurigen Hain drei Bettler sich verbargen…
Die letzten Strahlen einer fallenden Sonne
tauchten den Abend in blutrotes Licht,
sie trafen den Einen, der längst gebrochen,
verzweifelt und einsam seine stumme Klage spricht.
Und auf der Lichtung hing ein Schatten
unter der Eiche, sich wiegend im Wind.
Aus kahlen Ästen raunt’s bedrohlich:
„Flieh‘, bevor der Nebel dich nimmt“
Dort unter den kargen Riesen,
wo die Träume im Elend sich rankten,
erhob sich ein leidvolles Leben
als die Tränen im Boden versanken.
„Wo bin ich?“, fragte mit zittriger Stimme
eine kleine Gestalt
und aus dem Dunste tönt es bedrohlich:
„Im Schoß der Verzweiflung - im Nebelwald!“
Schnellen Schrittes mit entsetzter Miene,
floh das Geschöpf vor blasser Hand,
vorbei am Leichnam der eigenen Hoffnung,
als das Licht in den Schwaden verschwand.
Den Hügel hinab, durch schauriges Moor,
den alten Pfad zu finden,
der da führte hinaus aus dem Dickicht,
wo im Astgewirr die Schlangen sich winden.
Von Panik erfüllt weiteten sich die Augen,
erstickte Schreie als der Schleier sie umhüllte,
Verzweiflung, Angst und Trauer regierten,
der Eine lachte als sein Atem sie erfüllte…
Dichter Nebel umhüllte die Wipfel uralter Bäume,
deren Lieder schon vor Äonen verklangen,
stieg auf vom Grund, gespenstisch wabernd,
als drei Bettler ihre Litanei sangen.
Und auf der Lichtung hing ein Schatten
unter der Eiche, sich wiegend im Wind,
eine kleine Gestalt mit geweiteten Augen,
dort, wo der Nebelwald beginnt…
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4. |
Der Krieg
10:23
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Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.
In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
Über Toren, wo die Wächter liegen quer,
Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein
Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.
Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.
Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,
Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalten Wüstenein,
Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.
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